Therapie der Angst vor Hunden von zwei Kindern

Analyse und Feedback zu einem Training zur Angstbewältigung vor Hunden mit zwei Kindern (7 und 9 Jahre alt). Melissa, 7 Jahre alt, war Ende April 2011 von einem Rottweiler in die Brust gebissen worden und daraufhin 4 Tage im Krankenhaus in Behandlung. Sie und ihr 9 Jahre alter Bruder, Marvin, hatten seitdem panische Angst vor Hunden. Vom 16.09. bis 15.10.2011 kamen sie und ihre Mutter (manchmal auch noch in Begleitung ihres Vaters) für 5 Termine in die Hundeschule Teamwork (wobei der erste der fünf Terminen bei ihnen zu Hause, ca. 45 km entfernt von Stadtallendorf stattfand). Für eine wissenschaftliche Arbeit habe ich einige Fragen gestellt, die die Mutter der beiden Kindern beantwortet hat und die ich auch auf der Homepage veröffentlichen darf:

1.) Folgende Dinge haben zum sehr guten Erfolg beigetragen:

– Die Hundetrainerin Anke Rochelt hat jede Therapiestunde von den Kindern aus geplant und durchgeführt, dass heißt, dass die Kinder das Maß, das Tempo und die Art der Beschäftigung mit den Tieren selbst bestimmen durften. Dabei lernten die Kinder, sich selbst im Umgang mit den Hunden gut einzuschätzen und haben intensiver gespürt, wann sie welche Situation gut aushalten konnten.

– Frau Rochelt hat das gesamte Vorgehen und dann im Einzelnen jede Handlung, die sie nur mit den Kindern oder mit Kindern und Hunden vollziehen möchte, vorher angekündigt, mit den Kindern besprochen und sich rückversichert, ob alle Beteiligten damit einverstanden sind. Erst dann folgte die eigentliche Durchführung. Somit entstand bei den Kindern schnell ein großes Vertrauen und die Sicherheit, dass nichts Unvorhergesehens passieren wird.

– Frau Rochelt hat vor und während der Arbeit mit den Kindern und Hunden immer eine Rückzugsmöglichkeit angeboten, falls die Kinder in der jeweiligen Situation doch merken, dass sie sich vielleicht überschätzt haben oder Angst bekommen.

– Auch hat sie den Kindern den jeweiligen Hund immer sehr genau beschrieben, bevor die Kinder in Kontakt mit ihm getreten sind. Anke Rochelt hat dabei auch Fotos gezeigt, über die Charaktereigenschaften erzählt und erklärt, wie der jeweilige Hund aufgewachsen ist und warum er vielleicht gerade deshalb heute ein solches Verhalten zeigt. Bevor der Hund dann in den Raum geführt wurde, hat Frau Rochelt den Kindern erzählt, wie sich der Hund beim Reinkommen verhalten wird und erklärt, warum das so ist. Die Kinder waren also sehr gut darauf vorbereitet, dass der jeweilige Hund gleich zum Beispiel bellen könnte und sie hatten genügend Zeit, sich einen Platz weiter weg von der Tür zu suchen und alles erst einmal aus der Ferne aus zu beobachten.

– Frau Rochelt hat sehr kleinschrittig mit den Kindern die Hundebissattacke aufgearbeitet. Sie hat mit ihnen darüber gesprochen, erklärt, warum es warscheinlich zu diesem Vorfall gekommen ist und wie Hundetraining heute besser durchgeführt wird, um solche Vorfälle zu vermeiden. In diesem Zusammenhang sollten sich die Kinder Fragen überlegen, die sie dem Rottweiler heute stellen werden. Die Antworten haben sie nach diesen Gesprächen dann fast selbstständig gefunden.

– Durch den Umgang mit den Hunden und die ständigen, manchmal nur beiläufgen Erklärungen, warum der jeweilige Hund sich jetzt genau so verhält und nicht anders, haben die Kinder die Körpersprache der Hunde kennen- und verstehen gelernt. Das hilft ihnen auch heute noch, fremde Hunde, die auf sie zukommen, einzuschätzen und nicht gleich in panischer Angst davonzulaufen. All diese Handlungen und Gespräche haben dazu beigetragen, dass aus dem panischen Weglaufen vor Hunden ein Auf-Hunde-Zugehen wurde und aus dem oft verwendeten Satz der Kinder „Ich hasse Hunde!“ Sätze wurden wie „Ich mag Hunde, weil…“, „Der Hund ist aber süß!“, „Wenn ich groß bin, möchte ich auch einen Hund als Haustier haben!“

2.) Das Wichtigste in der gemeinsamen Arbeit war , dass Frau Rochelt es geschafft hat, die Liebe, die sie zu ihren Tieren empfindet, den Kindern nahe zu bringen. Sie hat die Kinder mit dieser Liebe angesteckt und es geschafft, dass die Kinder Frieden schließen konnten mit all den schlimmen Erinnerungen, die sie mit sich trugen. Sie nun sogar anfingen, Hunde zu lieben.