Erfolgsbericht Training Angstbewältigung eines erwachsenen Menschen vor Hunden

Vor einigen Wochen kontaktierte mich Nadine mit dem Anliegen, dass sie sehr unter ihrer Angst vor Hunden leide und sogar Panikattacken bekomme, wenn ihr draußen Hunde begegnen, insbesondere unangeleinte Hunde. Sie bekomme dann Herzrasen und leide unter dem Gefühl, die Kontrolle über die Situation zu verlieren.

Im Rahmen einer 5er Karte Einzeltrainings in unserer Hundeschule Teamwork haben wir gemeinsam einen kleinschrittigen Trainingsplan erarbeitet, der Nadine immer auch mehrere Möglichkeiten zur Wahl gelassen hat. Diese Wahlmöglichkeit ist sehr wichtig, um aktive Entscheidungen und damit das klare „ja“ für den nächsten Schritt dem noch hundeängstlichen Mensch selbst zu ermöglichen.

In den ersten beiden Trainings haben wir viel Wissensvermittlung über Ausdrucksweise und Kommunikation von Hunden durchgenommen gepaart mit praktischen Übungen des gemeinsamen Mensch-Hund-Spaziergangs, bei dem Nadine immer selbst den Abstand wählen durfte, den sie zum Hund einnehmen mochte, so dass sie sich noch gut wohlgefühlt hatte. Dadurch, dass wir so kleinschrittig und ohne Zielvorgabe, dass eine direkte Begrüßung des Hundes möglichst schnell vornehmen müssten, konnte sich Nadine selbst mit dem Gedanken anfreunden und äußerte dann im 3. Einzeltraining aktiv den Wunsch, den Hund Jack zu begrüßen. Meine Auszubildende und Mitarbeiterin Lea und ich hatten sie am Anfang der 3. Stunde dazu eingeladen, ihr Ziel für diese Stunde zu formulieren, was sie, wie gesagt tat, indem sie sagte, sie wolle Jack dieses Mal aktiv begrüßen. Die Begrüßung verlief für beide Seiten, für Mensch und Hund, derart freudig, dass Nadine uns bat, Jack von der Leine zu nehmen, um auch im Freilauf mit ihm weiteren Kontakt zu haben. Wir zeigten daraufhin noch einige Handlungsbausteine (also schöne Aktionen, die Mensch und Hund gemeinsam machen können), die wir auch in der Hundegestützten Pädagogik einsetzen und Nadine konnte sich in der Situation so wohl und motiviert fühlen, dass sie begann, mit Jack diese Handlungsbausteine auf freudige Weise auszuführen. Desweiteren wünschte sie sich am Ende der Stunde noch, einen Spaziergang mit Jack durchs Wohngebiet zu machen (in Leas und meiner Begleitung) und hat Jack dabei selbst erfolgreich an der Leine geführt.

Für das nächste Einzeltraining haben wir gemeinsam besprochen, dass Emil, der zweieinhalbjährige Cockerspaniel-Pudel-Mix von Lea, als Statist dabei sein soll und Nadine mit ihm einen weiteren Hund kleinerer Größe kennen lernen kann. Das Einzeltraining fand diesmal auf dem Waldgelände der Hundeschule Teamwork statt. Während Lea und Emil noch einen kleinen Erkundungsspaziergang machten, besprach ich mit Nadine die Ziele und Gestaltung des heutige Trainings. Lea kam mit Emil dazu und während sie etwas auf Abstand mit Emil blieb, ihn das Gelände erkunden ließ und kleine Übungen mit ihm machte, hatte Nadine die Chance Emil zu beobachten und Fragen zu seinem Verhalten zu stellen. Wir besprachen gemeinsam verschiedene Handlungsmöglichkeiten, für Notfallsituationen in denen ein Hund ohne Leine auf Nadine zu läuft. Im Sinne der Calming Signals – Beschwichtigungssignale – war eine Handlungsmöglichkeit, um dem entgegenkommenden Hund, aber auch dem Hundehalter, zu vermitteln das kein Kontakt erwünscht ist, einen Bogen zu laufen. Sollte diese Handlung nicht ausreichen und ein besonders kontaktfreudiger Hund trotzdem näher kommen, haben wir Nadine die Möglichkeit vorgestellt ein paar Leckerlies dem Hund entgegen zu werfen und ihn damit abzulenken und zu beschäftigen, sodass Nadine dem Hund ausweichen und seine Halter ihn an die Leinen nehmen/festhalten können. Diese Möglichkeiten haben wir dann auch mit Emil in der Praxis geübt. Wir sind gemeinsam ein Stück gelaufen und haben dann eine Begegnungssituation gestellt. So konnte Nadine die Handlungsmöglichkeiten einüben und selbst erkennen, wie ein Hund darauf reagiert. Damit sich alle Beteiligten wohl fühlen und die Übung gut durchführen können wurde Emil weiterhin an der Leine geführt, da es ihm sehr schwer fällt nicht zu Nadine zu laufen. Trotzdem war schön zu erkennen, das Emil, obwohl er es meistens vorziehen würde einen Menschen zu begrüßen statt mit Futter belohnt zu werden, die geworfenen Leckerlis suchen geht, anstatt zu Nadine zu stürmen. Auch in der Übung, wo wir das Laufen eines Bogens im Sinne der Calming Signals geübt haben, hat sehr gut geklappt und verdeutlicht, wie Hunde auf diese Art der Kommunikation reagieren. Während es Emil zunächst schwer gefallen ist in der Begegnungssituation bei Lea zu bleiben, konnte er sich bei der Begegnung wo Nadine und Anke einen deutlichen, wenn auch nur kleinen Bogen gelaufen sind, viel besser auf Lea konzentrieren und hat den Abstand, den sich die beiden genommen haben, akzeptiert.

Nach und nach konnte Nadine Emil noch besser einschätzen und sich sogar trauen ihn mit der Leberwursttube zu belohnen. Auch die Übung „Leckerliebaum“, bei der der Hund wartet, während kleine feuchte Leckerlis in die raue Rinde eines Baumes, auf Kopfhöhe und teilweise auch etwas höher, gesteckt werden, haben Nadine und Emil gut gemeistert. Nadine hat die Übung sehr gut gefallen, sie konnte sehr nah bei Emil bleiben und ihm beim Suchen der Leckerlis helfen und ihn stimmlich loben, immer wenn er eines gefunden hat.

Da Lea und Emil genauso wie Nadine mit dem Zug zurück nach Hause nach Marburg mussten konnten sie die Zugfahrt gemeinsam antreten. Nadine hat sich sehr gefreut und konnte entspannt neben den beiden im Zug sitzen und so noch etwas mehr entspannte Zeit mit Emil verbringen.