So lernst du deinen Hund besser zu lesen

Um die Körpersprache deines Hundes besser lesen zu können solltest du ihn beobachten, danach das beobachtete beschreiben und anschließend wird das beschriebene interpretiert. Das fällt uns Menschen schwer da wir sofort alles erklären wollen.

Beobachten und beschreiben hilft uns dabei den Hund besser wahrzunehmen.

Was sollten wir beobachten?

  • Ohren
  • Rute
  • Augen
  • Körperspannung
  • Aktuelle Situation

Wenn wir folgende Punkte beobachtet haben können wir die Situation und das Verhalten beschreiben, anschließend ist es einfach eine Interpretation zu finden, wieso hat sich dein Hund in der Situation entsprechend Verhalten? Was war der Auslöser? Wann können wir früher einschreiten um die Situation zu entschärfen?

 

Du kannst das die Körpersprache des Hunde in drei Kategorien einteilen

Grün (hier ist alles in Ordnung)

  • Entspannte Körperbewegung- alles ist weich
  • Blinzeln
  • Weicher Blick
  • Begrüßung durch seitliche Annährung

Beim Blinzeln solltest du genau hinschauen. Blinzeln in hoher Frequenz in Kombination mit einer angespannten Gesichtsmuskulatur deutet nicht auf einen entspannten Hund hin.

 

Gelb (kann in Grünen oder Roten- Bereich übergehen)

  • Erweiterte Pupillen
  • Weiße im Auge ist sichtbar
  • Tasthaare stehen ab
  • Einfrieren
  • Spalteförmige Zunge
  • Verstärkter Speichelfluss (Ursachen: Durst, Hitze, Stress)
  • Gähnen
  • Anspannung der Muskulatur im Gesicht
  • Züngeln
  • Beschleunigter Herzschlag (Sichtbar am Brustkorb)
  • Flache Atmung
  • Starke Atmung
  • Schuppenbildung
  • Haarausfall
  • Keine Futteraufnahme
  • Häufiges absetzten von Kot und Urin
  • Übersprungverhalten
  • Verhalten passt nicht in den Kontext
  • Sexualverhalten
  • Übermäßige Körperpflege

 

Rot (Warnzeichen für Aggression)

  • Harter Blick
  • Einfrieren
  • Wenig Bewegung
  • Hohe Körperspannung
  • Wenig Seitwärtsbewegung
  • Frontale Annährung

Zum Roten Bereich gehören auch Distanzvergrößernde und Distanzverringernde Bewegungsmuster.

Das Ziel der Distanzvergrößerung ist es mehr Raum zwischen Hund und Auslösereiz zu bekommen, auch bekannt als Meideverhalten oder Flüchten. Die Emotion die dahinter steckt ist Angst.

 

Hinter diesem Verhalten ist nicht nur panische Flucht nach Hause. Du kannst es an vielen kleinen Signalen erkennen.

  • Blick abwenden
  • Rutenansatz geht nach unten
  • Lefzen nach hinten
  • Ohrenansatz nach hinten
  • Körperschwerpunkt geht nach hinten
  • Hund wendet den Kopf ab
  • Hund läuft weg
  • Hund legt sich hin
  • Hund versteckt sich

Dabei ist es wichtig, dass du die gesamte Situation und auch auf andere Signale beim Hund achtest. Die Körperspannung des Hundes wird, wenn Angst der Grund ist, immer erhöht sein. Außerdem wirst du auch Stresssymptome beim Hund beobachten können. Wendet dein Hund seinen Blick ab, aber du siehst eine niedrige Körperspannung und einen weichen Blick, brauchst du dir keine Sorgen machen.

 

Doch wie erkennen wir jetzt Stressanzeichen oder Frustration?

Stress ist erstmal normal, sogar überlebensnotwendig. Es kann aber negative Auswirkungen haben und beeinflusst jedes Verhalten. Außerdem erhöht Stress die Wahrscheinlichkeit von Aggressionsverhalten. Deshalb ist es wichtig, zu erkennen, wann der Hund Stresssymptome zeigt. Umweltfaktoren und Situationen werden für den Hund dann stressig, wenn er sie als belastend bewertet. Ob ein Hund etwas als stressig empfindet, ist individuell und auch nicht von Tag zu Tag gleich.

Stresssymptome

Diese Stressreaktionen finden im Körper statt und werden nicht bewusst vom Hund gesteuert. Ein Hund zeigt in einer stressigen Situation nicht immer alle Symptome. Stresssymptome findest du auch immer bei Angst- und Aggressionsverhalten.

  • Schweiß an den Pfoten
  • Erweiterte Pupillen
  • Es ist mehr Weiß in den Augen zu sehen
  • Tasthaare stehen stärker von der Schnauze ab
  • Einfrieren der Muskulatur
  • Anspannung der Muskulatur um die Augen herum und/oder um das Maul herum

Die Stressreaktionen laufen automatisch ab und können vom Hund nicht gesteuert, gestoppt oder beeinflusst werden.

 

Verhaltensveränderung unter Stress

  • Gesteigerte Aktivität
  • Kein Interesse an Futter
  • Lethargie
  • Stresshecheln (nach hinten gezogenen Lefzen und eine angespannten Zunge)
  • Häufiges Urinieren und Kotabsetzen
  • Erbrechen und Durchfall
  • Penis wird z.T. ausgeschachtet
  • Konzentrationsfähigkeit leidet
  • Extremes Trinken
  • Hohe Laute (Bellen, Winseln, Fiepen, Jaulen)
  • Extremes Belecken oder Nagen
  • Zwangsverhalten / Stereotypien
  • Gesteigerte Reaktivität

 

Frustration

Entsteht bei deinem Hund, wenn ein Bedürfnis aktiviert und nicht erfüllt wird. Zum Beispiel bist du mit deinem Hund im Wald unterwegs, er riecht an einem Wildwechsel und möchte die frische Spur verfolgen. Aber du gehst mit ihm weiter, er muss dich auch noch ansehen und darf nicht die Nase am Boden lassen. Bei vielen Hunden passiert das täglich. So summiert sich der Frust. Deshalb ist es wichtig zu erkennen, wann dein Hund frustriert ist. Frustration geht immer einher mit einem Anstieg des Erregungsniveaus. Ansonsten gibt es keine bestimmte Ruten- oder Ohrenhaltung, an der du Frustration erkennen kannst. Durch den Anstieg des Erregungsniveaus wird übrigens auch Aggressionsverhalten schneller ausgelöst. Einen Hinweis auf Frustration können uns aber Konfliktsignale und ganz besonders Übersprungverhalten geben.

Konfliktzeichen

Dazu werden oft gezählt:

  • Haare aufstellen
  • Gähnen
  • Züngeln
  • Einfrieren

Auch Konfliktsignale sind automatische Reaktionen, die nicht bewusst vom Hund gesteuert werden. Sie deuten darauf hin, dass der Hund im Inneren eine Entscheidung zu treffen hat.

 

Übersprungverhalten

Übersprungsverhalten ist immer eine Antwort auf Stress oder Frustration. Wenn wir Konfliktsignale beim Hund übersehen und sich die Situation für das Hundegehirn nicht löst, zeigen Hunde Übersprungverhalten. Das Übersprungverhalten ist ein Verhalten, was außerhalb des Zusammenhangs steht, also nicht zum Kontext passt. Bevor der Hund etwas Falsches tun kann, löst das Gehirn eine sichere Verhaltensweise aus, die nicht falsch sein kann, weil sie sich nicht an den Frust-oder Stressauslöser richtet. Dein Hund findet z. B. Hundebegegnungen auf dem schmalen Fußweg stressig, weil er den anderen angeleinten Hund nicht ausweichen kann. Deshalb schnüffelt er lieber am Boden. Das Schnüffeln ist ein Übersprungverhalten. Auch Übersprungverhalten musst du immer im Kontext betrachten, denn ein Schnüffeln ist nicht immer ein Übersprungverhalten. Es kann auch sein, dass der Nachbarshund heute Morgen genau an der Stelle markiert hat. Je genauer und öfter du deinen Hund und die komplette Situation beobachtest, desto mehr bekommst du ein Gespür dafür, wann dein Hund Übersprungverhalten zeigt.

Folgendes kann auf ein Übersprungsverhalten hindeuten:

  • Dinge ins Maul nehmen
  • Dinge tragen
  • Kauen
  • Futter suchen
  • Kot suchen und fressen
  • Jagd- und Hüteverhalten
  • Körperpflege
  • Kratzen
  • Lecken
  • Wälzen
  • Schwanz jagen
  • Aufreiten

 

Die “4 Fs”

Dein Hund hat immer vier mögliche Strategien, um mit Angstauslösern und Bedrohungen umzugehen. Für welche Strategie er sich entscheidet, hängt von seinen Lernerfahrungen, seinem Erregungsniveau und der Situation ab. Wenn eine der 4-F-Strategien keinen Erfolg hat, besteht die Möglichkeit, dass er eine andere benutzt. Wenn du erkennst, welche Strategien dein Hund anwendet, kannst du ihn unterstützen.

Auslösereiz kann zu folgendem Verhalten führen:

  • Freeze (Einfrieren)
  • Flight (Flucht)
  • Fight (Kämpfen)
  • Fiddle about (Übersprungshandling/ Rumkaspern)

 

Oft übersehen wir die Strategie „Fiddle about”. Übersprungverhalten kennst du bereits – aber das „Rumkaspern” wird oft mit Spiel verwechselt. Du kannst das „Fiddle about” an einer hohen Muskel- bzw. Körperspannung erkennen. Im Spiel zeigen Hunde kurvige Bewegungen und auch die Wirbelsäule ist kurvig. (Achtung: nicht jeder Hundetyp hat körperlich dieselben Voraussetzungen. Kurvige Bewegungen sehen bei einem Dackel anders aus als bei einem Labrador.) Beim „Fiddle about” ist die Wirbelsäule eher gerade und die Bewegungen wirken steifer als im Spiel.

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